Im Foyer – eine Sammlung der Leere
Im Ausstellungsraum – ein Besuch der Leere
Leere verschenkt sich – ein Netzwerk
Nutzungsmöglichkeiten – ein Leerbetrieb
Ausstellungseinheiten – eine erarbeitete Leere
Filme der Leere – eine Aufzeichnung
Erfüllende Leere – ein erster Schritt
Realisierung der Leere – ein Beitrag
MoE
Museum of Emptiness
Das MoE Museum of Emptiness wurde an der Museumsnacht 2016 von der Künstlerin Gilgi Guggenheim eröffnet. Als begehbare architektonische Skulptur, mitten im urbanen Zentrum St.Gallens, lädt es dazu ein, sich vom Angebot der Fülle zu erholen, sich auf die Leere einzulassen und mit ihrer Thematik auseinanderzusetzen, oder sie schlicht zu erleben. Das Museum der Leere ist eine kuratorisch agierende Plattform die in unterschiedlichsten Kultursparten Projekte initiiert, welche die Leere thematisieren, kontextualisieren und beinhalten. Ausserhalb der Projekt- und Öffnungszeiten bietet der Leerbetrieb des MoE Nutzungsmöglichkeiten für Kulturschaffende, Workshopleitende, Privatpersonen, Erwachsene wie Kinder und Gruppen an und kann regelmässig wie sporadisch als Inspirations- Arbeits- oder Proberaum reserviert werden.
Unser städtisches Leben ist geprägt von der Fülle eines reichen Angebots. Wir sind darin geübt, Leere zu vermeiden. Ihre Erscheinung weckt das natürliche Bedürfnis, zu füllen. Umgekehrt gönnen wir uns aber innerhalb der Fülle die uns umgibt, wenig Leere. Verglichen mit der Lunge die sich füllt und leert, ist dies als atmeten wir ständig ein, ohne auszuatmen. Die Fülle, die uns angeboten wird, überlässt uns zwar die freie Wahl, um zugleich auf ein Vielfaches zu verzichten – In der Leere aber wählen wir nicht. Hier entscheiden wir selbst und sind. Die Leere ermöglicht eine Balance zum stetigen Überangebot. Dies hat eine beruhigende Eigenschaft und kann zugleich ein inspiriertes Bewusstsein fördern.
Die Leere – eine Definition
Leere definiert sich durch eine Hülle, die sie umgibt, von deren Form und Beschaffenheit sie jedoch unabhängig ist. Die Hülle kann sich wandeln, während die Leere darin die Selbe bleibt. «…Eine leere Menge ist diejenige Menge, die keine Elemente enthält. Dabei ist die leere Menge nicht „nichts“. Sie ist ein existentes Objekt, nämlich diejenige Menge, die nichts enthält…» (Wikipedia). Es gibt keine Masseinheit für die Leere. Im Grossen wie im Kleinen bleibt sie reich an Leere. Es gibt nicht eine einzige Wahrheit, die ihr zugeordnet werden könnte, kein Richtig oder Falsch. Und während sie für jeden eine andere Bedeutung hat, bleibt sie als Leere unverändert. Dadurch birgt sie das Potenzial für unterschiedlichste kreative Assoziationen.
Leere erfüllt – ein Museum
Das MoE besteht aus zwei Räumen, in denen es um das Erleben und die Auseinandersetzung geht. Ein Werkstattor lädt die Besucher über ein ebenerdiges Foyer in einen grossen, leeren Raum mit einer raumhohen alten Fensterfront eines Jugendstilhauses ein. Die Leere des Ausstellungsraumes wird erst durch das Eintreten erlebbar und ist das eigentliche Werk des MoE. Das Museum of Emptiness wird episodisch von Kulturschaffenden bespielt und findet immer neue Definitionen.
Im Foyer – eine Sammlung der Leere
Das Foyer des MoE dient als Plattform zur Auseinandersetzung mit der Thematik der Leere und zum Austausch. Es beinhaltet eine wachsende Sammlung der Leere die sich nach und nach durch Interventionen aufbaut. Die darin enthaltenen Definitionen, können sich auf unterschiedlichste Weise auf Leere beziehen. Eine Hörstation erweitert die Sammlung um das gesprochene Wort. Zu hören sind persönliche Gedanken und Ideen zur Leere die von Privatpersonen – Erwachsenen wie Kindern – formuliert und aufgenommen wurden. Nach Wunsch und inhaltlicher Aussagekraft zur Thematik können weitere gesprochene Beiträge in die Hörstation integriert werden. Den Besuchenden steht es frei, sich im Foyer inspirieren zu lassen um sich auf die Leere einzustimmen und Impulse zu sammeln oder direkt den Ausstellungsraum der Leere zu betreten.
Im Ausstellungsraum – ein Besuch der Leere
Der leere Ausstellungsraum des MoE ist durch einen offenen Wandrahmen vom Foyer getrennt. Besuchende können je nach Bedürfnis die Leere für eine kurze Verschnaufpause oder für ein längeres Innehalten auf sich wirken lassen. Für einen längeren Aufenthalt lädt eine Museumsbank zum Sitzen oder Liegen ein. Der Museumsbesuch wirft die Frage auf, ob der Raum noch leer ist, sobald sich eine Person darin befindet. Irreführend ist hier der Begriff des leeren Raumes. In erster Linie geht es nicht um einen Raum der Leere, sondern um ein Museum der Leere. Da ein Museum im Kontext von Ausstellungen steht, ist es hier die Leere die ausgestellt wird. Eine Person oder eine Museumsbank kann also dieser Leere nichts anhaben. Im Gegenteil – erst durch sie wird die sinnstiftende Betrachtung der «Ausstellung der Leere» überhaupt erst möglich.
Verweise der musealen Ästhetik wie Museumsbank, Hörstation etc. sind bewusst im MoE eingebaut, sodass es trotz seiner Singularität als Museum verstanden wird. Die definierte Hülle bietet eine zugängliche Orientierung, die wiederum neue Zugänge zum eigenen Verständnis von Leere eröffnen kann.
Leere verschenkt sich – ein Netzwerk
Besuchende des MoE, die sich auf die Leere einlassen, können sich diese zu Eigen machen. Kostbare Leere kann gewonnen und mitgenommen werden. Sobald der Ausstellungsraum verlassen, fragmentiert sich die Leere in einzelne Teile. Dabei verliert sie aber nicht an Volumen. Vielmehr dehnt sie sich über ihre räumliche Grenze aus. Es entsteht ein Netzwerk der Leere, welches einen Diskurs möglich macht. So werden, ausgelöst durch das MoE, neue Momente durch andere und sensiblere Sichtweisen auf den Begriff und die Existenz der Leere erschlossen. Diese tragen sich unabhängig weiter und können auch ausserhalb der “Basisstation” sichtbar werden. So kann beispielsweise mit dem Multiple des Fassadenschriftzugs in Kleinformat, eine leere Wand, ein leerer Balkon, eine leere Schublade oder auch eine leere Jackentasche zum eigenen Museum of Emptiness erklärt werden. Bei Interesse am Multiple können Sie sich gerne unter Kontakt melden.
Nutzungsmöglichkeiten – ein Leerbetrieb
Für mehrere Stunden, Tage oder Abende kann das MoE regelmässig oder einmalig reserviert werden. Diese Nutzungsmöglichkeiten können besonders für Kulturschaffende, Workshopleitende, Gruppen und Privatpersonen sinnvoll sein, die an einem leeren Arbeits- Inspirations- oder Proberaum im Zentrum von St.Gallen interessiert sind. Es steht ihnen während dieser Zeit frei, benötigtes Material hinein zu nehmen und den Raum anschliessend wieder leer zu hinterlassen. Das Museum selbst gewinnt dadurch an neuerlicher Leere. Anfragen zu freien Zeiträumen werden gerne unter Kontakt entgegengenommen.
Ausstellungseinheiten – eine erarbeitete Leere
Episodisch lädt das Museum ausgewählte Kulturschaffende aus den Sparten Bildende Kunst, Theater, Tanz, Performance, Film, Musik, Literatur, oder Philosophie ein, welche sich der Leere annehmen und diese definieren. Ihnen wird offengelegt, ob sie allein durch ihre Präsenz und Sichtweise die Leere bespielen und definieren oder eine Intervention im Raum vornehmen. Sinn dieser sichtbaren wie unsichtbaren «Eingriffe» ist die Erweiterung und Kontextualisierung der Leere.
Den Eingeladenen steht es frei, ihren Arbeitsprozess zu dokumentieren, um diesen schriftlich, zeichnerisch, fotografisch, oder filmisch als Aufzeichnung im Foyer aufzulegen. Der Raum selbst bleibt im Anschluss der materiellen oder mentalen Arbeit leer und hinterlässt einzig die Spuren der erarbeiteten Leere. Unabhängig davon, ob diese Spuren sichtbar sind oder nicht, findet darauffolgend eine Vernissage statt in der die wiedergewonnene Leere auf die stattgefundene Arbeit verweist. Eine Art angesammelte Gruppenausstellung der Leere baut sich dadurch von Vernissage zu Premiere im MoE auf. Da der Raum dabei leer bleibt, wird er in keiner Weise inhaltlich oder materiell besetzt. Die Interventionen lassen den Besuchenden frei ob sie sich von ihnen leiten lassen, oder einen persönlichen Zugang zur Leere verschaffen.
Filme der Leere – eine Aufzeichnung
Jede neu definierte Leere wird filmisch aufgezeichnet und entsprechend zugeordnet. Nach einer Vernissage oder Premiere wird am besuchsfreien Tag eine Kamera im leeren Ausstellungsraum stationiert die diesen 90 Minuten lang filmt. Die Filme der Leere können als Werkstücke einzeln oder in einer Sammelbox vor Ort oder unter Kontakt bestellt werden.
Erfüllende Leere – ein erster Schritt
Seit 2011 beschäftigt sich Gilgi Guggenheim mit der Darstellung von Leere und der Idee, aus dieser eigentlichen Unmöglichkeit, ein Museum entstehen zu lassen. Aufgrund der immer grösser werdenden Informations- und Bilderflut nahm Guggenheim eine gewisse Bildermüdigkeit innerhalb unserer Gesellschaft wahr. Als Künstlerin und Dozentin für Inspiration an der HF Bildende Kunst St.Gallen und als Mentorin in offenen Atelierkursen, vermittelt sie methodische Zugänge zur kreativen Kraft die aus der Leere geschöpft werden kann. Das Potenzial das aus der Leere entwickelt werden kann, lässt sich innerhalb aller Altersstufen erkennen. So widersprüchlich es klingt, erfüllt die Leere.
Bei Interesse an öffentlichen und privaten Kursen oder Mentoring, wird Ihre Anfrage gerne unter Kontakt entgegengenommen.
Realisierung – ein Beitrag zur Leere
Kulturinteressierte und Privatpersonen die vom MoE begeistert sind, haben sich für kleinere Gönnerbeiträge ausgesprochen. Weitere Gönnerinnen und Gönner sind willkommen und können hierfür das MoE kontaktieren. Zum Dank erhalten sie das Multiple des MoE-Fassadenschriftzugs in Kleinformat, eine Lizenz zur Eröffnung ihres persönlichen kleinen Museum of Emptiness.
Mit freundlicher Unterstützung des MoE durch die
Kantonale Kulturförderung St. Gallen
Kulturförderung Stadt St. Gallen
Stiftung für Ostschweizer Kunstschaffen
Departement Bildung und Kultur Appenzell AR
Arnold Billwiller Stiftung
Lienhard-Stiftung
Gönner*innen des MoE:
Astra LED
Familie Regula und Fredy Lienhard
Judith und Josef Hirschel
Gabriela und Markus Sigrist
Walter Eberle
Malerei Gossolt
Andreas Barattiero
Ruth Monstein
Gabriela Clara Leist
Daniel Eschenmoser
Claudia Fantelli
Remi Klaus
Nicole Good
Beda Senn
H.R. Fricker
P. und H. Guggenheim